Allerheiligenstrietzl und was er mit toten Witwen zu tun hat

Versammelt sich die Familie um den ganzen Tisch,
isst und redet, ist die Welt in Ordnung!

In unseren Breitengraden gibt es selten ein traditionelleres Gebäck, als den Allerheiligenstrietzl (oder umgangssprachlich: Hallengstruzn genannt). Dieser wird ganz traditionell vom Taufpaten oder der Taufpatin am 1. November dem Patenkind überreicht. Und weil sich beim Allerheiligenstrutzn jeder als eigener Glückes Schmied sieht, passiert es dann schon mal recht oft, dass man pro Familie drei bis vier der wuchtigen Gebäckgeräte daheim zum Verzehr angesammelt hat und diese dann über Wochen hinweg verspeisen muss. Danach mag man dann wieder bis Anfang November nicht einmal nur ein Stück. Was ziemlich praktisch ist, bei jährlich wiederkehrenden Saisongebäcken.

Aber schauen wir uns genauer an, was es mit diesem Backwerk eigentlich auf sich hat.

Der Brauch

Den diversen Überlieferungen nach, dürfte der Allerheiligenstrietzel bereits im 17. Jahrhundert Teil der österreichischen Backküche gewesen sein. Hier hatte er zwar noch eine relativ einfache Form, aber die Zutaten (Fett, Eier, Honig und Weizen) wurden bereits überliefert. Der Strietzel (dann auch schon als Zopf bekannt) wurde ganz früher als Armenbrot weitergeschenkt. Das heißt, man schenkte es Kindern und armen Leuten, mit der Bitte zu Allerheiligen und Allerseelen für die Verstorbenen zu beten. Das Verschenken des Gebäcks am Tag der Heilligen wurde beibehalten und der Name „Heiligenstriezel“ schnell bekannt.

Der Zopf

Eine interessante Historie hat die bekannte Zopfform, welche jetzt nicht nur auf den Heilligenstrutzn begrenzt ist. Bereits in der Hochkultur der alten Ägypter war es üblich, Witwen samt Zofen und andere weiblichen Bedienstete auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leibe zu verbrennen, natürlich gemeinsam mit dem toten Ehemann. Versprochen ist ja auch versprochen. Kannst ja auch viel dafür wenn dir der Ehemann verstirbt. Aber das war halt so. Und weil man dann drauf gekommen ist, dass all die Toten dann quantitativ ein wenig viel werden, hat man angefangen das ganze etwas weniger drastisch zu gestalten und hat den Hinterbliebenen einfach die langen Zöpfe abgeschnitten. Auch nicht ganz so cool, aber besser als die vergangene Alternative.

Und wie das mit richtig guten Ideen so ist, werden die dann gern kopiert und so kam das vom Nil aus über die Hochkultur der Griechen schließlich zu den wilden Germanen. Und weil die noch dazu so abergläubisch waren, haben die im Flechten sowas wie eine anti-dämonische Schutzhandlung gesehen. Und wenn man dann noch dazu das geflochtene Zopfzeug isst, dann ist man von innen und außen geschützt. Ach und fruchtbar, kräftig und unbesiegbar ist man auch gleich noch dazu. Klasse, was der Heilligenstrutzn so alles kann – wir dachten lange, der schmeckt einfach nur gut. Aber so lernt man eben dazu.

allerheiligenstritzel mit und ohne Hagelzucker

Das Rezept

Zutaten für 2 kleine Stietzl bzw. 1 großen Strutzn

  • 1 kg Mehl
  • 15 g Salz
  • 1 Würfel Germ
  • 60 g Zucker
  • 60 g lauwarme bzw. zimmerwarme Butter
  • 20 g Backmalz
  • 1 Ei
  • 600 g lauwarme SalzburgMilch Reine Lungau Milch
  • Rosinen je nach Belieben – wir haben gar keine rein getan
  • Hagelzucker (nach Belieben)

ZUBEREITUNG:

Für den Teig die Milch, das Ei mit Zucker und Germ in eine Schüssel geben. Das Mehl und Salz hinzufügen und zu guter Letzt noch die zimmerwarme Butter beimengen. Nun gut in der Küchenmaschine für einige Minuten verkneten und gut 30 Minuten gehen lassen.

Wir haben 2 kleinere Strutzen gemacht und haben hier den Teig in 2 gleich große Teigkugeln geschliffen. Danach jeweils in gleiche Teile teilen, je nachdem welchen Zopf man gerne möchte. Wir haben einen 6er Zopf gemacht, daher in 4 Stränge teilen und zu einem Zopf flechten. 

Noch mal für gut 10 Minuten gehen lassen. Mit Milch bestreichen und den Hagelzucker darauf geben. Bei 180 Grad zwischen 20 und 30 Minuten backen lassen (die kleineren weniger, die großen länger).

Flechten allerheiligenstritzel mit und ohne Hagelzucker Flechten allerheiligenstritzel mit und ohne HagelzuckerFlechten allerheiligenstritzel mit und ohne Hagelzucker Flechten allerheiligenstritzel mit und ohne Hagelzucker Flechten allerheiligenstritzel mit und ohne HagelzuckerFlechten allerheiligenstritzel mit und ohne Hagelzucker

Bei der Gestaltung und Vorlieben der Hallengstrutzn-genießer sind keine Grenzen gesetzt. So liebt es ein Großteil ganz klassisch mit Anis und Rosinen drinnen. Ein anderer Teil mit Hagelzucker und Zuckerguss und wieder ein anderer Teil ganz „nackert“. Das hier ist ein Grundrezept, das nach Belieben erweitert werden kann.

Schönes Hallengstutzn-Essen.

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